Bambi
Bambis Mutter war die letzte reinrassige Jersey Kuh auf dem Hof der Luzis. Sie selbst ist eine ganz spezielle Mischung. Das hat Gründe.
Bambis Geschichte
Viele Jahre hielten Maria und Hans Luzi bis zu vier Jersey Kühe in ihrer Milchkuhherde. Die ersten Jersey Kühe hatten sie sich 2004 angeschafft, «aus Platzgründen», wie Hans erklärt: «Weil die Kühe kleiner sind, konnten wir im alten Stall die Tierschutzvorgaben einhalten.» Gleichzeitig ist die Milch der Jersey bekannt für ihren höheren Fett- und Eiweissgehalt, weshalb man auf dem Milchmarkt einen Aufpreis erhält.
Doch die Jersey Kühe hatten immer wieder Probleme mit der Fruchtbarkeit. Hinzu kam, dass die Stiere der Milchrasse wenig Fleisch hergeben. «Wie ein Rehli», so Hans, und sich somit nicht als Maststiere eignen. Inzwischen waren auch alle Kühe im grossen, hellen Laufstall und die Boxen waren fast zu gross für die kleinen Jersey. Deshalb beschlossen Maria und Hans, mit dieser Milchkuhrasse aufzuhören.
So liessen sie Bambis Mutter Wendy von einem Holsteinstier besamen. «Ich probiere eben gerne Sachen aus», bemerkt Hans. Inspiriert war er von der Kiwi Cross, einer Kreuzung aus Neuseeländer Jersey und Holstein. «Unser Ziel war eine robuste Kuh», ergänzt Maria. Das heisst eine Kuh, die weniger krankheitsanfällig ist und dem Wetter gegenüber toleranter ist.
Dass sie robust ist, hat Bambi in ihrem ersten Sommer auf der Jenazer Biomilch-Alp Nova gezeigt. «Es ist alles gut gelaufen, sie hat die Milch bis zum Schluss gehalten», berichtet Maria. Eine Herausforderung war hingegen das zunächst kalte und dann trockene Wetter, was Folgen auf die Vegetation hatte: «Das Gras ist nicht so hübsch gewachsen und wir mussten Heu zufüttern.»
Äusserlich schlägt bei Bambi mit ihrem sehr dunklen Fell die Holstein durch. Vom Charakter her ist sie aber gemäss Maria eine typische Jersey: Sie ist «gwunderig» und «gfrässig» oder «weidiger», wie es Hans nennt. Denn wenn Bambi auf die Weide geht, fängt sie gleich an Gras zu fressen. Nicht wie die Braunen. Sie sind wählerischer und gehen erst einmal dem Zaun entlang, um zu erkunden, wie gross die Weide ist, bevor sie mit Grasen beginnen.
Anfang Oktober hat Bambi auf dem Hof ihr zweites Kalb zur Welt gebracht. Es ist eine «Masthüdi», sprich: ein weibliches Kalb, das für die Fleischmast bestimmt ist. Dies, obwohl Luzis pro Jahr sechs Milchkuhkälber benötigen und in der Regel nur Stiere zur Mast an andere Betriebe verkaufen. Aber, wie Hans erklärt: «Es ist schwierig mit Eingekreuzten wie Bambi weiter zu züchten». Darum war in Bambis Fall der Samenspender ein Stier der Fleischrasse Limousin und die Reise der Masthüdi geht weiter nach Furna, wo es eines Tages vielleicht zur Mutterkuh wird.
Text: Monika Baumgartner / rätikom.ch
Fotos: Michelle Wittwer / MWorld Photography
Steckbrief
Name: Bambi
Geburtstag: 26. August 2020
Rasse: Jersey x Holstein
Eltern: Wendy und Castel
Kälber: 2
Milchleistung/Jahr: bis 5'000 Liter